Der Tourismus nimmt in der Ökonomie von Whakatane einen sehr großen Stellenwert ein. Es gibt hier verschiedenste Unternehmen, die Angeltouren, Dolphin Watching Fahrten, Ausritte zu Pferd, Kayakfahrten, Helikopterrundflüge, Buschwanderungen, Surf- und Tauchunterricht anbieten. Es gibt Kunsthandwerkermärkte und wer weiß, was noch alles.
In den Wihnachtsferien ist jeder Campingplatz, und jedes Motel ausgebucht. Und trotzdem sind nur die allerwenigsten Unternehmen in und umWhakatane bei den Großhändlern, die mit Reiseagenturen (z.B. in Deutschland), handeln, vertreten.
Warum ist das so?
Die Hauptorganisation für Überseetourismusmarketing in Neuseeland heißt `Inbound Tour Operators Council (ITOC). Alle Großhändler, die den Tourismus in Neuseeland international vermarkten, sind Mitglieder des ITOC. Diese Großhändler sind riesige Unternehmen. Um Mitglied im ITOC zu werden, muss man einen Minimumumsatz von jährlich mindestens $500.000 aufweisen und schon mindestens ein Jahr als innländischer Reiseveranstalter gewirkt haben. Sie müssen eine Betriebshaftversicherung mit einer Versicherungssumme von mindestens $5 Millionen nachweisen, und sie bezahlen einen Mitgliedsbeitrag von $2395 pro Jahr.
Die Mitglieder vom ITOC haben vereinbart, bevorzugt mit den eigenen Mitgliedern und sogenannten ´verbündeten Unternehmen´ (`Allied Member´) des ITOC zu handeln. Diese verbündeten Unternehmen sind kleinere Unternehmen, die (hoffentlich) von den Großhändlern vermarktet werden.
Um ein solches Allied Member zu werden, muss das Unternehmen von Qualmark (New Zealand tourism quality authority) anerkannt werden und einen Jahresbeitrag von $655 zahlen.
Wenn das Unternehmen kein Allied Member ist, hat es wenig bis gar keine Chancen, von den Großhändlern in Übersee vermarktet zu werden. Und trotzdem sind die meisten Touranbieter in dieser Gegend keine Mitglieder des ITOC. Ich habe hier eine Mitgliederliste des ITOC vorliegen, die das belegt. Aber wenn man bedenkt, wie wichtig der ITOC für die Vermarktung in Übersee ist, muss es wichtige Gründe dafür geben, nicht Mitglied zu sein.
Hier sind einige davon:
1) Diese Gegend ist relativ arm, sodass es schwer ist für Leute, einen Start-up-Kredit zu kriegen. Es scheint ein zu großes Risiko zu sein, Geld in das Unternehmen zu investieren, nur um auf Qualmark-Standard zu sein, dann noch die Qualmark-Inspektionen und den Mitgliederbeitrag zu zahlen. ($655 ist beträgt etwa die Miete eines Vierzimmerhauses für zwei Wochen.)
2) Die meisten der hiesigen Touranbieter verdienen genug Geld mit dem örtlichen Tourismus, um davon leben zu können und sind somit nicht zwingend auf den ITOC angewiesen.
3) Das dennoch niedrige Einkommen der Touranbieter, die mit Nichts angefangen haben, läßt sie eher abgeneigt sein, scheinbar (?) unnötige finanzielle Risiken einzugehen. Sie scheinen es als unnötige Geldausgabe zu betrachten, in Mitgliederschaft von Organisationen und überregionale Werbung zu investieren.
4) Wenn sie Mitglied des ITOC werden, können sie dennoch keinen Einfluss auf die Marketingentscheidung der Großhändler nehmen. Letztere scheinen ohnehin mehr an Märkten interessiert zu sein, die weit ab von Whakatanes Gegend sind oder führen ihre Kunden größeren Unternehmen der Touristenbranche zu. Ich kann nicht sagen, ob dies tatsächlich der Fall ist, aber es scheint mir eine logische Sache.
5) Die meisten der hiesigen Touranbieter haben das Geschäft nicht wirklich an der Uni studiert. Viele von ihnen sind pensionierte Farmer, Fischer, Krankenschwestern, Lehrer, oder, oder. Auch arbeiten viele von ihnen in Teilzeit in ihren Berufen, um wenigstens zum Teil ein gesichertes Einkommen zu haben. Und so, auf verschiedenen Hochzeiten gleichzeitig tanzend, trefen sie nicht immer die strategisch besten Entscheidungen.
6) Whakatane hat noch nicht mal ein Hotel. Es gibt hier zwar diverse Motels, die vielleicht 15 Familien beherbergen können, aber es ist offensichtlich, dass es die Touranbieter mit größeren Gruppen schon allein aus organisatorischen Gründen bevorzugen, all ihre Kunden zusammen in einem Hotel unterzubringen.
(Wenn Ihnen weitere Gründe einfallen, wäre es nett, wenn Sie diese hier posten würden.)
Wenn Sie also nach Whakatane kommen, sind Sie wirklich weit unter dem vom großen Tourismusgeschäft erfassten Bereich. Und trotzdem gibt es eine beachtliche Anzahl von Touranbietern, die definitv sichere Standards und Tolles zu sehen anbieten. Sie zu buchen, kostet wahrscheinlich weniger als an Touren ihrer Cousins teilzunehmen. Aber die Qualität mag unterschiedlich sein. Einige Anbieter mögen Qualmark-Standards haben, aber viele eben auch nicht.
Whakatane hat sicher viel für unabhängige Reisende zu bieten, die gewillt sind, sich ein bisschen umzuhören, wo es die besten Preise und Touren gibt. Es bietet sich an, ein nettes Plätzchen zu finden und jeden Morgen, je nach Wetter zu entscheiden, was man machen möchte. Es gibt unendlich lange, wunderschöne, Strände, mindestens 6 Cafés und auch ein paar Bars. Man kann eine Tour nach White Island der noch aktiven Vulkaninsel, unweit der hiesigen Küste machen. Man gelangt zu ihr entweder via Boot oder Helikopter bzw. Kleinflugzeug. Während des Sommers organisiert die hiesige Bezirksregierung öffentliche Events für Touristen und Daheimgebliebene, die z.T. großen Unterhaltungswert haben (z.B. gibt es ein alljährliches Golftournier für Urlauber).
Natürlich ist Whakatane nicht die einzige Gegend, die vom großen Tourismusgeschäft links liegen gelassen wird. Auch wenn die großen Touristenattraktionen fantastisch sind, gibt es noch vieles anderes Sehens- und Erlebenswürdiges zu entdecken, wenn man sich die Mühe macht, ein bisschen danach zu suchen. Ich hoffe, dass dieser blog dazu beitragen wird, einfacher auf Informationen über diese Orte zuzugreifen. Aber ich werde auch über die `Big Players´ in diesem Geschäft berichten.
Warum der Tourismus in Whakatane nicht von den Großverkäufern erfasst wird
Posted by
Christina Hofmann
at
15:19
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