Eine außergewöhnliche Frau und ein außergewöhnlicher Delfin

Wie ich schon in einem früheren Post geschrieben habe, hält sich Moko, der Solitär-Delfin, seit einigen Wochen in Whakatane und Ohopi auf und begeistert täglich viele Menschen. Chris Redhead, ein hiesiger Veterinär, hat einen blog eingerichtet, in dem nachgelesen werden kann, wo Moko sich grade aufhält, welche Diskussionen um ihn entfacht sind und wo Leute ihre Erfahrungen mit Moko posten können.

Durch mein ständiges Verfolgen des blogs bin ich auf Kirsty aufmerksam geworden, die oft Erstaunliches zu berichten wusste. Als ich etwas später selbst mit Moko beim Yachtclub geschwommen bin, fiel mir (nicht zum ersten Mal) eine Frau auf, die sich `anders´ verhielt, und die eine andere Beziehung zu Moko zu haben schien als diejenigen, die dort im Wasser standen oder schwammen und auf Mokos Aufmerksamkeit hofften.



Sie war durchaus nicht darum bermüht, im Mittelpunkt zu stehen, aber es war offensichtlich, dass Moko immer wieder gezielt zu ihr geschwommen kam. Ich weiß, es gibt wilde Diskussionen und es mag von Forschern, die sich mit Delfinen befassen, belächtelt werden, aber mir schien es tatsächlich, als sei dort ein kleiner Wildfang (nun, alles ist relativ) unterwegs in seinem Element, der immer wieder zu dieser Frau schwamm, um sich Bestätigung, Rückversicherung, Ermutigung und vielleicht sogar Beruhigung zu holen. Und in der Tat, diese Frau strahlte eine Ruhe und ein beachtliches Wissen aus, wie mit Moko umzugehen war. Ich war beeindruckt von diesem Gespann. Es war offensichtlich, dass es sich bei dieser Frau um Kirsty handelte. Und so wollte ich mehr über Kirsty und ihre Beziehung mit Moko erfahren. Also bat ich sie um ein Treffen, von dem ich hier berichten will.


Ich fragte Kirsty, ob sie schon vorher mit Delfinen geschwommen, bzw. was ihr Hintergrund sei, weil ihr Umgang mit Moko so selbstverständlich scheint. Zu meiner Verwunderung sagte sie, dass sie nur einige Male mit Delfinen im Ozean geschwommen sei, aber das sei etwas völlig anderes, da Delfine, die in sogenannten Schulen unterwegs sind, den Kontakt nicht so suchen wie ein Solitär-Delfin, sprich Moko. Sie sagt, sie habe nicht das Bedürfnis gehabt, nach Mahia oder Gisborne zu gehen, um mit Moko Bekanntschaft zu machen (das waren seine Aufenthaltsorte, bevor er nach Whakatane kam). Als er aber plötzlich hier auftauchte, gab es wohl kein Halten mehr für Kirsty. Ihr Hintergrund ist weniger ein Naturwissenschaftlicher als viel mehr allgemeine Tierliebe. Leute nennen sie die `Hundeflüsterin´, weil sie eine beruhigende Wirkung auf Hunde hat und sich allgemein für das Wohl der Vierbeiner einsetzt. Wenn sie irgendwo Staßenhunde sieht, gabelt sie sie auf und versucht ein Heim für sie zu finden oder behält sie selbst.
An diesem ihrem ersten Tag mit Moko wurde sie wohl so sehr in seinen Bann gezogen, dass sie seither jeden Tag mehrere Stunden mit ihm schwimmt. Kirsty sagt von sich selbst, dass sie nichts halbherzig macht; wenn sie sich entscheidet, etwas zu tun, dann tut sie es mit ganzem Herzen. Und ganz offensichtlich drückt sich dieses Engagement in einer  beeindruckende Beziehung zwischen den beiden aus. Natürlich schwimmt und spielt Moko quasi mit allen, die ihm recht sind und die ihn respektvoll behandeln. Aber es scheint, dass Moko eine Vertrauensbasis zu Kirsty aufgebaut hat, die es zulässt, dass er in ihre Arme geschwommen kommt, dort innehält und sich nach ausgiebigem Spiel durch ein von Kirsty gesummtes Schlaflied einlullen lässt, bis er fast einschläft. Es gibt aber auch zwischen den beiden ein eher wildes Miteinander, wenn Kirsty versucht (oder vorgibt zu versuchen, denn sie weiß wohl, dass, auch wenn sie eine ausgezeichnete Schwimmerin ist,  Moko immer der Schnellere sein wird, ), mit ihrem Body Board davon zu schwimmen; dann zeigt er ihr - wie vielen anderen auch - wer hier der Schnellste ist, schnappt Kirsty ihr Board vor der Nase weg und spielt `Krieg mich doch´ mit ihr, bis er sich von etwas anderem angezogen fühlt. Kirsty sagt, dass Moko bei allem wilden Treiben stets merklich darauf bedacht ist, sie nicht zu verletzen und behutsam mit ihr umgeht.



Kirsty erzählt auch, dass er aus einigermaßen Distanz direkt auf sie zugeschwommen kommt, wenn sie ein freundliches `Hello Moko´ unter Wasser summt. Sie ist bei aller Interaktion stets darauf bedacht, respektvoll mit Moko umzugehen, ihm zwar etwas wie `Komm in meine Arme´ und `Hier ist mein Body Board´ anzubieten dabei aber auf Tricklernerei wohlwissentlich verzichtet.

















Und natürlich achtet Kirsty darauf, dass andere, weniger bedachte Menschen, Moko keinen Schaden zufügen. Er scheint es z.B. nicht zu mögen, wenn Leute versuchen, ihn an seiner Rückenflosse anzufassen bzw. festzuhalten (sicherlich um so weniger, als er seit kurzem eine Schnittwunde an dieser Flosse hat).


Andere versuchen gar, auf seinen Rücken zu springen.
Weiter erzählte Kirsty mir, dass ein Mann zwei Steine unter Wasser zusammen schlug, um durch den Laut die Aufmerksamkeit Mokos auf sich zu ziehen. Das hatte er offensichtlich geschafft, denn Moko kam schnurstracks auf ihn zugeschwommen und ließ ihn auf Delfinart wissen, dass der Kerl nervte; zunächst machte Moko ein paar Klicklaute, und als das nicht half, gab es eben was mit der Schwanzflosse auf den Kopf oder Rücken. Anschliessend, so Kirsty, schwamm Moko davon, kam dann nach einiger Zeit zu ihr zurück und verhielt sich wie ein Kind, das wusste, dass es etwas angestellt hatte und eine Art schlechtes Gewissen zeigte.

Sicher ist Moko in den meisten Fällen durchaus in der Lage, sich gegen unbedachte oder rüpelige Menschen zur Wehr zu setzen. Aber, auch wenn Moko derzeit seine Kräfte kontrolliert einsetzt, um sich für ihn unangenehme Leute vom Hals (oder der Flosse) zu halten, scheint es mir sinnvoll, wenn sich diejenigen, die auf Kontakt mit Moko aus sind, darum bemühen, ein angemessenes Verhalten zu erlernen.

Kirsty ist sicher eine, von der man viel über den Umgang mit einem Solitär-Delfin lernen kann. Und das ist nicht zuletzt insofern beeindruckend, als sie ja quasi selbst erst vor relativ kurzer Zeit  ins Kalte Wasser gesprungen ist. Sie sagt, sie lernt jeden Tag etwas Neues von ihm. Sie sagt auch, dass es ihr wichtig ist, nicht diejenige zu sein, die hier im Zentrum des Geschehens steht, sondern dass es Moko ist, um den sich hier alles drehen sollte. Durch ihn treten Menschen in Kontakt, die auf der Straße ohne ein Wort aneinander vorbei gehen würden. Er bringt Erwachsene, die nicht schwimmen können, dazu, sich mit einer Schwimmweste bewaffnet auf das Wagnis Wasser einzulassen, nur um mit Moko zu spielen. Leute halten ihre Mittagspause am Ufer ab, um dem bunten Treiben zuzuschauen. Bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass das noch eine Weile so anhält.


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